Ist Page Speed ein SEO-Rankingfaktor? Wir gehen den wichtigsten Hinweisen und Mythen nach und zeigen, wie Sie Page Speed für ein besseres Ranking nutzen können.
Die Grundlagen zu Page Speed und SEO-Rankingfaktoren
Was ist Page Speed?
Page Speed, oder auch PageSpeed, beschreibt die Geschwindigkeit mit der eine Website lädt. Diese kann über verschiedene Messwerte in Sekunden oder über einen Score wie den von Lighthouse angegeben werden. Der Name leitet sich von Googles PageSpeed Insights ab und ist daher besonders unter SEO-Experten geläufig.
Was ist ein SEO-Rankingfaktor?
Unter einem SEO-Rankingfaktor versteht man einen eindeutigen Einfluss, der die Positionierung in den Suchergebnissen einer Suchmaschine bestimmt. In Deutschland ist SEO (Search Engine Optimization) mit der Optimierung für die Suchmaschine von Google synonym, da Google hier eine Marktdurchdringung von nahezu 95% hat.
Ist Page Speed ein SEO-Rankingfaktor?
Der Algorithmus für das Ranking von Google wird ähnlich behütet wie die Rezeptur von Coca Cola. In der Vergangenheit hat Google aber mehrere deutliche Hinweise darauf gegeben, dass Page Speed für das Ranking eine Rolle spielt.
Seit 2010 ist bekannt, dass Google die Page Speed als Signal für das Ranking einer Website verwendet. 2018 wurde diese Maßnahme auch auf die mobile Suche ausgedehnt. Im Mai 2020 gab Google bekannt, dass Page Speed ein Teil der Bewertung der Page Experience ist.
SEOs fragen sich seitdem, wie stark Page Speed gewichtet wird und welche Richtwerte der Page Speed für den Algorithmus ausschlaggebend sind, um Websites gezielt optimieren zu können.
SEO-Mythbusting Episode zu Page Speed
In seiner Reihe “SEO Mythbusting” auf Youtube geht Google populären Mythen und Irrtümern der SEO-Branche auf den Grund. Dabei treffen Experten aus der Branche auf Google-Mitarbeiter zu einem klärenden Gespräch. In einer Folge vom Juli 2020 sprechen Martin Splitt (Developer Advocate bei Google) und Eric Enge (General Manager of Digital bei Perficient) über Page Speed:
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Video fassen wir hier kurz zusammen.
Warum ist Page Speed so wichtig?
Lange Ladezeiten von Websites sind besonders auf mobilen Endgeräten frustrierend. Google möchte nicht, dass Nutzer wegen langer Ladezeiten frustriert sind, daher ergibt es für Google Sinn, schnelle Websites im Ranking zu fördern.
Content ist für das Ranking relevanter
An erster Stelle steht hier aber immer noch die Relevanz des Contents, der von Google im Ranking höher gewichtet wird. Wenn der Content nicht hilfreich ist, ist es schließlich egal, ob er schnell lädt. Andersrum möchte man gerade guten Content natürlich schnell geladen bekommen.
Empfohlene Größe einer Website
Gerade wenn die Kosten für Bandbreite hoch sind, dürfen Websites nicht zu groß im Downloadvolumen sein. Google empfiehlt 500kb oder weniger pro Einzelseite. Das beinhaltet neben dem Code natürlich auch Bilder.
Page Speed Optimierung
Bilder komprimieren und für den Browser optimieren ist eine der wichtigsten Maßnahmen. Das Rendering von Websites sollte so optimiert werden, dass die Inhalte “Above the Fold” zuerst geladen werden (z.B. durch Lazy Loading). Mit einem optimal eingerichteten CDN und Website Cache können Antwortzeiten reduziert werden. Lesen Sie hierzu unseren Ratgeber zur PageSpeed Optimierung.
Lighthouse-Ergebnisse richtig interpretieren
Das Ergebnis eines Lighthouse-Tests ist immer eine personalisierte Momentaufnahme und nicht für alle Nutzer gültig. Der Lighthouse-Score, der auch in PageSpeed Insights verwendet wird, ist nicht die Grundlage für das Ranking von Google. Man sollte sich also nicht auf die Verbesserung des Scores verlassen und diesen nur als grobe Einordnung verstehen.
Page Speed wird unterschiedlich wahrgenommen
Zu oft gehen Unternehmen von teuren Endgeräten aus, auf denen Websites schnell geladen werden. Je nach Zielgruppe wird die Website aber viel häufiger über günstigere und weniger gut ausgestattete Endgeräte aufgerufen. Um sich ein Bild über verschiedene Nutzererfahrungen zu machen, kann man den Chrome User Experience Report nutzen.
Fördert Google Accelerated Mobile Pages (AMP)?
Google rankt Seiten nicht höher, wenn sie mit der hauseigenen AMP-Technologie ausgegeben werden. Auch hier gilt nur die Ladezeit als Faktor an sich. Als Alternative zu AMP lassen sich Progressive Web Apps (PWA) verwenden.
Wie lässt sich Page Speed insgesamt als Rankingfaktor einordnen?
- Content ist immer noch King. An erster Stelle ist für Google entscheidend, wie gut die Inhalte auf der Website sind.
- Gibt es mehrere Websites, die guten Content bereitstellen, kann Page Speed als Qualitätsmerkmal entscheidend sein.
- Scores wie die von Lighthouse sind dafür kein Indikator für Google, sondern lediglich ein Hilfsmittel für Nutzer.
Ist die TTFB ausschlaggebend für das Ranking bei Google?
Das Video ordnet Page Speed in seiner Bedeutung für Google ein und klärt über einige Faktoren auf, die nicht für das Ranking entscheidend sind. Im Gegenzug wird aber wieder einmal nicht deutlich, welche Faktoren denn nun konkret eine Rolle spielen. Kann man dies auf andere Weise herausfinden?
Die SEO-Experten von moz.com machten sich in einer groß angelegten Studie auf die Suche nach möglichen Kriterien, nach denen Page Speed relevant für das Ranking auf Google sein könnte. Dazu setzten sie mehrere Instanzen des Website-Speed-Tests “WebPageTest” auf verschiedenen Servern verteilt über die USA auf. Diese ließen sie automatisiert Websites aufrufen und analysieren, die für eine Liste aus zufällig ermittelten Keywords hoch gerankt waren.
Ergebnisse einer Studie zeigen überraschende Tendenz
Die ersten Ergebnisse waren noch ernüchternd, da sie keine konkreten Rückschlüsse auf einen Zusammenhang zwischen der Ladegeschwindigkeit einer Website und seines Google-Rankings zuließen. Dies galt allerdings für den Vergleich mit der “Time to Interactive”. Für einen anderen Messwert konnte moz.com eine deutliche Korrelation zwischen Ranking und Messwert feststellen: Je besser eine Website gerankt war, desto niedriger war ihre durchschnittliche “Time to First Byte”, kurz TTFB.

Abbildung 1: Ladegeschwindigkeit von Websites im Vergleich zu ihrem Ranking.

Die Macher der Studie schienen damit einen wertvollen Einblick in den Google-Algorithmus gewonnen zu haben. Offenbar, so schlussfolgerten sie, nutzte Google den schnell erfassbaren Wert der “Time to First Byte”, um die Qualität einer Website einstufen zu können. Zwar gaben sie dabei an, dass die Korrelation nicht zwangsläufig auch gegenseitige Bedingung sein müsse. In diesem und folgenden Blog-Beiträgen zum Thema behandelten sie den Einfluss der TTFB auf das Ranking bei Google aber als Fakt.
Wie ergibt sich die TTFB (Time To First Byte)?
Die “Time to First Byte” ist einer der frühesten Werte, die sich auf der Etappe zur fertig geladenen Website messen lassen können. Sie beschreibt den Zeitpunkt, an dem die Anfrage einer Website aus dem Browser mit dem ersten Byte der empfangenen Daten vom Webserver beantwortet wird.
In diesem Zeitraum finden folgende Prozesse statt:
- Ermittlung der IP-Adresse des Webservers durch Auflösung der Domain (Ping).
- Bei HTTPS: Herstellung der verschlüsselten Verbindung (SSL-Handshake).
- Verarbeitung der Anfrage durch den Webserver.
- Versand des ersten Datenpakets über das TCP-Protokoll.
Dies geschieht in der Regel in weniger als einer Sekunde. Gute TTFB-Werte liegen zwischen 0,3 und 0,5 Sekunden. Sollte die TTFB signifikant höher ausfallen, kann dies Ursachen bei der Kommunikation mit dem Webserver und der Verarbeitung der Anfrage durch diesen haben.
Probleme entstehen durch:
- Hohe Latenzen zwischen den Aufrufen der DNS-Server.
- Hohe Belastung des Webservers.
- Probleme in der Infrastruktur des Webservers (Flaschenhälse).
Hohe Latenzen können durch die Distanz zwischen dem Standort des Nutzers und der DNS-Server zur Auflösung des Domain-Namens, bzw. dem Webserver entstehen. Wer hier dauerhaft schlechte Werte erhält, sollte ggf. andere DNS-Server verwenden oder über die Verwendung eines Content Delivery Networks (CDN) nachdenken.
Mehr zur “Time to First Byte” und deren Optimierung in unserem Ratgeber.
So definiert Google Ladezeit als Rankingfaktor
Als einer der einflussreichsten und kompetentesten Ansprechpartner bei Google für Website-Betreiber gilt John Mueller. Angesprochen auf die TTFB als möglichen SEO-Rankingfaktor reagierte Mueller auf Twitter:
“Ich würde eine Website eher als Ganzes betrachten (bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie bereit zur Eingabe ist) und mir ansehen, welche Low-Hanging-Fruits es gibt” (Übersetzung aus dem Englischen).
Außerdem verlinkte er auf einen Artikel des CDN-Anbieters Cloudflare, in dem gegen die “Time to First Byte” als bestimmende Kennzahl für die Messung der Page Speed argumentiert wird, da sie in Bezug auf die Gesamtladezeit irreführend sein könnte.
Lighthouse-Labdaten zeigen Page Speed in Bezug zur Nutzererfahrung
Woran aber soll man sich als Website-Betreiber nun orientieren? Muellers Hinweis, die Website “als Ganzes zu betrachten” gibt einen Teil der Antwort. PageSpeed Insights, dessen Labdaten auf der Chrome-Extension Lighthouse basieren, gibt eine Reihe von Vorschlägen, wie die Page Speed der Website optimiert werden kann.
Dies wird nicht an einen einzigen Messwert geknüpft, sondern an mehrere. Und hier vervollständigt sich das Bild: Google möchte seine Suchmaschine an Nutzern und deren Erwartungen und Verhalten orientieren. Statt der TTFB setzt PageSpeed Insights daher auf Messwerte, die in direktem Bezug zur Nutzererfahrung stehen: Beispielsweise der “First Contentful Paint”, der “First Meaningful Paint” und die bereits angesprochene “Time to Interactive”.

Abbildung 3: Lighthouse-Labdaten in PageSpeed Insights.
Wie wird der First Meaningful Paint (FMP) gemessen?
Der “First Meaningful Paint” beschreibt den Moment, an dem die wesentlichen inhaltlichen Elemente der Website geladen und auf dem Viewport dargestellt sind. Obwohl die Website zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Eingabe bereit ist und auch die Elemente außerhalb des Viewports noch nicht geladen sind, erhält der Nutzer die Möglichkeit, Inhalte wie Text und Bilder aufzunehmen. Dadurch empfindet er die verbleibende Ladezeit nicht mehr als Wartezeit und bekommt den Eindruck, dass die Website bereits fertig geladen ist.
Zwischen der TTFB und dem FMP geschieht folgendes:
- HTML, CSS und JavaScript werden vom Webserver geladen.
- Bilder und andere Dateien, die über die Website eingebunden werden, werden geladen.
- Die Elemente des “Top Folds” werden platziert
Ein guter Wert für den “First Meaningful Paint” liegt zwischen einer und zwei Sekunden. Liegt der Wert deutlich höher, kann dies mehrere Ursachen haben. Einige der Blocker, die bei der TTFB beschrieben wurden, können sich auch hier bemerkbar machen, daher bleibt der “Time to First Byte” eine wichtige Kennzahl zur Ermittlung von Problemen und Flaschenhälsen.
Hier einige weitere Beispiele:
- Große Mengen an Dateien zur Übertragung.
- Hoch aufgelöste und unkomprimierte Bilder.
- Eingebundene Dateien von anderen, langsamen Webservern.
Um den FMP zu optimieren, sind schnelle und persistente Verbindungen mit dem Webserver Pflicht. Hierzu sollte das Protokoll HTTP/2 aktiviert werden. Alle Dateien, Skripte und Bilder, sollten komprimiert werden und auf dem Webserver verfügbar sein.
Gerade für Websites mit vielen Bildern wie Onlineshops ist gute Bild-Kompression unerlässlich, da dabei das meiste Einsparungspotential gegeben ist. Hier ist es wichtig, einen guten Kompromiss zwischen Kompression und optischer Qualität zu finden.
Mehr zum “First Meaningful Paint” und dessen Optimierung in unserem Ratgeber.
Optimierung für Nutzer ist Optimierung für Google
Das Ergebnis der Studie von moz.com bleibt ein Unikum. Bis heute gibt es keine vergleichbare Studie mit ähnlichem Aufwand, die die Resultate bestätigen oder widerlegen könnte. Fest steht, dass moz.com eine Korrelation zwischen dem TTFB von Websites und deren Google-Ranking feststellen konnte.
Daraus lässt sich jedoch nicht einwandfrei schließen, ob Google den TTFB tatsächlich in seinen Algorithmen für das Ranking zugrunde legt. Wahrscheinlicher ist, dass im Ranking erfolgreiche Websites auch über eine gute Netzanbindung und Server-Hardware verfügen und somit zu einer guten “Time to First Byte” gelangen.
Wie die neuere Entwicklung von PageSpeed Insights und die Aussagen hochrangiger Mitarbeiter zeigen, sieht Google den Page Speed als Teil der Nutzererfahrung und orientiert sich daran, wie der Nutzer die Website und ihre Ladegeschwindigkeit wahrnimmt. Der Fokus sollte also nicht auf einzelnen Messwerten liegen. Die TTFB ist damit nur einer von vielen nützlichen Hinweisgebern.
Unsere Tipps für besseren PageSpeed Rank
Website Speed Test mit verschiedenen Tools
Erstellen Sie eine Tabelle mit dem Content Ihrer Website. Sie müssen nicht alles abdecken, aber die meistbesuchten Seiten und Beispielseiten bestimmter Kategorien (Startseite, Produktübersicht, Blog-Artikel etc.) sollten darunter sein.
Wir haben in einem Ratgeber die besten Website Speed Tests zusammengefasst. Nutzen Sie am besten mehr als ein Tool und tragen Sie die Ergebnisse jeweils in Ihre Tabelle ein. Um einen guten Überblick zu behalten, empfehlen wir den Score (sofern das Tool einen ausgibt), sowie die vier wichtigsten Messwerte TTFB, FCP, FMP und TTI.
Wiederholen Sie den Vorgang am besten monatlich, um die Entwicklung messen zu können. Manche Maßnahmen lassen sich erst über einen längeren Zeitraum hinweg feststellen. Außerdem werden manche Scores nicht beim Test, sondern auf Basis regelmäßiger Erhebungen ermittelt (z.B. bei Google Test My Site).
Profi-Tipp: Nutzen Sie Tools wie Google Analytics, um herauszufinden, über welche Endgeräte und Bandbreiten die meisten Ihrer Nutzer auf Ihre Website zugreifen. Versuchen Sie, dieses Setup im Website Speed Test einzustellen, um die Nutzererfahrung Ihrer Kunden nachzuvollziehen.
Vergleiche mit Websites der Konkurrenz
Wenn Sie Tools wie Sistrix, SEMRush oder Ahrefs nutzen, werden Sie wissen, wie Ihre Seiten im Vergleich zu Ihrer Konkurrenz rankt. Suchen Sie ansonsten in kostenlosen Alternativen wie der Google Search Console nach den Keywords, für die Sie in Google gefunden werden.
Über die Google-Suche finden Sie heraus, welche anderen Seiten ebenfalls für diese Keywords ranken. Ergänzen Sie in Ihrer Tabelle die Ladezeiten Ihrer wichtigsten Konkurrenz, um priorisieren zu können, wo besonderer Bedarf besteht. Ist Ihr Content vergleichbar gut mit dem der Konkurrenz, ist die Ladezeit vielleicht die Stellschraube, mit der Sie diese übertrumpfen können.
Gezielte PageSpeed Optimierung
Um die Page Speed und die Nutzererfahrung langfristig zu verbessern sind Optimierungen an Ihrer Website vonnöten. Der Blick in Ihre Tabelle wird Ihnen verraten, wo sich die größten Baustellen befinden.
Sie können sich dabei an den Testergebnissen mancher Tools orientieren, die schon Vorschläge zur Optimierung bereitstellen. Lighthouse schätzt hier beispielsweise auch schon ein, wie viel schneller die Website dadurch laden könnte.
In unserem Ratgeber geben wir Ihnen 22 Profi-Tipps, mit denen Sie Ihre Website optimieren können. Die wichtigsten Tipps haben wir gleich zu Beginn genannt, da hier das meiste Potenzial in der Verbesserung liegt.
Die wichtigsten Tipps zur PageSpeed Optimierung:
- Bilder komprimieren
- Lazy Loading auf Seiten mit vielen Bildern einrichten
- HTTP/2 für die Datenübertragung aktivieren
- Website Cache (bspw. über ein CDN) einstellen
Automatisierte PageSpeed Optimierung mit wao.io
Sie können diese Tipps zur Verbesserung der Page Speed selbst umsetzen. Dafür benötigen Sie jedoch Zeit, müssen sich einarbeiten und am Ball bleiben.
Wir haben deshalb einen Service entwickelt, mit dem die Page Speed Ihrer Website automatisiert und kontinuierlich optimiert wird. Wenige Minuten Einrichtungszeit reichen dabei aus, um langfristig von einer schnellen Website zu profitieren.
Sehen Sie jetzt alle Vorteile von wao.io auf einen Blick!