Was HTTP/2 ist und wie Sie HTTP/2 für schnellere Page Speed Ihrer Website aktivieren, zeigen wir Ihnen in diesem Ratgeber. Mehr zum Thema PageSpeed Optimierung in unserem großen Übersichtsartikel.
Was ist HTTP/2?
HTTP/2 ist ein Protokoll zur Datenübertragung über das Internet und andere Netzwerke. Es ist die aktuelle Version des Hypertext Transfer Protocols (HTTP), mit dem seit Anfang der 1990er Website-Daten zwischen Webserver und Browser kommuniziert werden.
HTTP/2 wurde im Mai 2015 von der Internet Engineering Task Force (IETF) offiziell als Standard verabschiedet und ersetzte damit den bisherigen Standard HTTP/1.1. HTTP/2 ist abwärtskompatibel und erfordert eine aktive Umstellung des Webservers. Daher ist HTTP/1.1 auch heute noch in Gebrauch.
Wie viele Websites nutzen HTTP/2?
Im August 2020 nutzten laut Angaben des W3C ungefähr 47% aller Webseiten HTTP/2 für die Datenübertragung. Selbst fünf Jahre nach der Einführung von HTTP/2 sind also noch nicht einmal die Hälfte aller Websites umgestiegen.
Welche Browser sind mit HTTP/2 kompatibel?
Bis auf wenige Ausnahmen sind alle aktuellen Browser mit HTTP/2 kompatibel. Da HTTP/2 auf Initiativen von Google und Microsoft zurückgeht wurden deren Browser Chrome und Edge, aber auch Firefox und Opera, frühzeitig um das Protokoll erweitert.
Welche Webserver sind mit HTTP/2 kompatibel?
HTTP/2 lässt sich in einer Vielzahl von Webservern einrichten. Hierzu existieren Pakete und Module, die in das Setup des Webservers integriert werden können. Über eine Konfigurationsdatei wird HTTP/2 dann aktiviert. Für die wichtigsten Webserver-Systeme Apache und Nginx erklären wir dies weiter unten.
Benötigt HTTP/2 ein SSL-Zertifikat?
Damit die Übertragung mit HTTP/2 von Browsern wie Chrome und Firefox akzeptiert wird, muss die Verbindung über TLS verschlüsselt sein. Die Website benötigt daher ein SSL-Zertifikat. Prinzipiell ist eine verschlüsselte Verbindung zwar nicht Pflicht, aber wer will schon die Nutzer dieser beliebten Browser ausschließen?
Warum ist HTTP/2 so wichtig für die Page Speed?
Hervorgegangen ist HTTP/2 aus zwei Projekten von Google (“SPDY”) und Microsoft (“HTTP Speed+Mobility”). Beide Browser-Hersteller hatten den Trend erkannt, dass Websites immer größer wurden und immer mehr Daten übertragen werden mussten. Das hatte lange Ladezeiten zur Folge.
Um die Ladegeschwindigkeit von Websites, die sogenannte Page Speed, zu erhöhen, sahen beide Firmen einen Flaschenhals in dem alten Protokoll zur Datenübertragung HTTP/1.1. Dieser war 1999 etabliert worden, als Bandbreiten noch viel geringer und die Downloadvolumen von Websites noch viel kleiner waren.
Die Probleme von HTTP/1.1
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Zusammen mit Freunden möchten sie den Abend vor dem Fernseher genießen und bekommen Hunger. Sie rufen den Lieferservice an und bestellen ihre Lieblingspizza, die ihnen der Bote liefert.
Danach rufen Sie den Lieferservice erneut an, diesmal um die Pizza für einen Ihrer Freunde zu bestellen und warten wiederum bis zur Lieferung. Wenn die letzte Pizza ihr Haus erreicht hat, knurrt Ihr Magen, Ihre Pizza ist kalt und die hungrigen Freunde haben Sie bereits verärgert verlassen.
Das klingt paradox, aber ähnlich funktioniert die Übertragung von Daten nach HTTP/1.1. Statt in einer einzelnen Verbindung alle Skript-Dateien und Bilder herunterzuladen, geschieht dies in einzelnen nacheinander ablaufenden Verbindungen. Allein eine Verbindung zum Webserver aufzubauen, kostet dabei schon wertvolle Seitenladezeit.
Die Anforderungen für HTTP/2 waren damit also klar: Der Ablauf der Datenübertragung zwischen Browser und Webserver musste effizienter gestaltet und beschleunigt werden. Schließlich fanden Google, Microsoft und der IETF zu einer Lösung.
Die Vorteile von HTTP/2
Die schnellere Datenübertragung von HTTP/2 ergibt sich aus der Möglichkeit, mehrere Anfragen zusammenzufassen, um sie über eine persistente Verbindung abwickeln zu können. Die Datenkompression wurde ausgeweitet und kann nun auch Daten aus dem HTTP-Header mit einschließen. Zudem können Inhalte binär kodiert übertragen werden.
Statt nur auf Anforderungen des Browsers reagieren zu müssen wie bislang, können Webserver durch ein PUSH-Verfahren Übertragungen selbst initiieren. Durch die Verwendung von HTTP/2 können Webseitenbetreiber die Latenz zwischen Browser und Webserver verringern und die Netzwerkhardware entlasten.
Angewandt auf unser Beispiel der Pizzabestellung weiter oben bedeutet das: Endlich können Sie alle Pizzen gleichzeitig bestellen und diese werden dazu noch schneller ausgeliefert!
Die Vorteile von HTTP/2 auf einen Blick
- Übertragung mehrerer Website-Daten über eine persistente Verbindung
- Die Möglichkeit, auch Header-Daten zu komprimieren
- Verringerung der Server-Antwortzeiten (Latenz)
- Deutlich schnellere Page Speed!
Wie kann man HTTP/2 aktivieren?
Checken Sie zunächst, ob Ihre Website nicht schon HTTP/2 verwendet. Wenn dies nicht der Fall ist, lässt sich HTTP/2 über eine Anpassung der Konfiguration Ihrer Webserver-Software aktivieren. Der Webserver-Markt wird von zwei Anbietern dominiert: Apache und Nginx. Wir beschreiben die Aktivierung daher für diese beiden Webserver. Prüfen Sie, ob Ihre Website über diese Webserver betrieben wird.
Wichtiger Hinweis: Änderungen an der Konfiguration eines Webservers sind wie eine OP am offenen Herzen. Legen Sie daher unbedingt Sicherheitskopien an, bevor Sie diese Dateien bearbeiten. Änderungen erfordern zudem einen Neustart des Systems, planen Sie damit also am besten nicht zu den Stoßzeiten Ihres Online-Geschäfts.
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HTTP/2 in Apache aktivieren
Melden Sie sich über die Konsole auf ihrem Server an, über Windows beispielsweise mit dem Programm PuTTY. Wichtig ist dabei, dass der User, mit dem Sie sich anmelden, Root-Rechte besitzt, also in der Lage ist, alle wichtigen Prozesse und Dateien zu bearbeiten. Sollten folgende Befehle nicht ausgeführt werden können, ergänzen Sie “sudo” zu Beginn.
Klären Sie nun, ob Apache mindestens in der Version 2.4.17 installiert ist. Geben Sie dazu folgenden Befehl in die Konsole ein:
apache2ctl -V
In der ersten Zeile des Ergebnisses ist die Versionsnummer angezeigt.
Mit einem weiteren Befehl können Sie prüfen, ob das nötige Modul “http2_module” bereits geladen ist:
apache2ctl -M
Taucht es in dieser Liste auf, obwohl für Ihre Website kein HTTP/2 aktiviert ist, fahren Sie mit Schritt 5 fort.
Der einfachste Weg, um Module für Apache zu aktivieren (“enable”) ist der Befehl a2enmod. Geben Sie daher ein:
a2enmod http2
Nach erfolgreicher Rückmeldung müssen Sie den Apache-Webserver neu starten, damit das Modul geladen wird:
systemctl restart apache2
Nun können Sie HTTP/2 für alle Websites auf Ihrem Server in der allgemeinen Konfiguration von Apache einrichten. Wenn Ihnen der Editor “vi” mit seiner ungewöhnlichen Funktionsweise zu umständlich ist, können Sie einen anderen Editor wie “nano” nutzen:
nano /etc/apache2/httpd.conf
Erhalten Sie hier einen Fehler, könnte die Konfigurationsdatei an einem anderen Ort untergebracht sein. Suchen Sie nun nach der Zeile, die mit “Protocols” beginnt, ersetzen Sie diese durch (sollte sie nicht existieren, fügen Sie sie neu hinzu):
Protocols h2 h2c http/1.1
So verwendet Apache in Zukunft bevorzugt HTTP/2 über TLS (“h2”). Speichern Sie ab und starten Sie Apache noch einmal neu, damit die Konfiguration übernommen wird.
systemctl restart apache2
HTTP/2 in Nginx aktivieren
Melden Sie sich über die Konsole auf Ihrem Server, wie im vorherigen Kapitel unter (1) beschrieben, an.
Prüfen Sie zunächst, ob Nginx mindestens in der Version 1.9.5 verfügbar ist: Nutzen Sie dazu folgenden Befehl in der Konsole:
nginx -V
Um HTTP/2 nutzen zu können, muss Nginx auf die Bibliothek OpenSSL in einer Version ab 1.0.2 zurückgreifen. Checken Sie mit diesem Befehl, ob OpenSSL installiert ist:
openssl version
OpenSSL ist auf den meisten Systemen vorinstalliert, sollten Sie dennoch einen Fehler angezeigt bekommen, installieren Sie OpenSSL mit dieser Anleitung.
Hinterlegen Sie nun die Nutzung von HTTP/2 für alle Websites auf dem Server über die Konfigurationsdatei von Nginx. Je nach Installation sollte sich diese als “nginx.conf” in einem der Ordner “/usr/local/nginx/conf”, “/etc/nginx” oder “/usr/local/etc/nginx” befinden. Nutzen Sie einen Editor wie “vi” oder “nano”, um die Konfiguration zu öffnen:
nano /usr/local/nginx/conf/nginx.conf
Ergänzen Sie in der Zeile, die mit “listen” startet ein “http2” am Ende:
listen 443 ssl http2;
Speichern Sie die Datei ab und starten Sie Nginx neu:
service nginx reload
HTTP/3 steht schon in den Startlöchern
Der Erfolg von HTTP/2 ist jedoch kein Grund, um sich darauf auszuruhen. Google arbeitet mit seinem Projekt “HTTP-over-QUIC” bereits an einem Nachfolger. Dieser wurde Ende 2018 von der IETF offiziell als Grundlage für HTTP/3 bestimmt.
Die neue Datenübertragung mit HTTP/3 soll u.a. noch bessere Kompressionsalgorithmen nutzen und das zugrundeliegende Transportprotokoll TCP gegen das flexiblere UDP austauschen. Bei seinen eigenen digitalen Services testet Google dies bereits für Nutzer des Chrome-Browsers.
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